GELD
Eine Ratsperformance für fünf Stimmen a capella und Melodica
Ich hasse Geld - und ich will es haben.
Mareice Kaiser
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Jeder muss sich jetzt wirklich mal entscheiden. Ist Geld nun Geld oder ist Geld nicht Geld. Jeder der es verdient und es jeden Tag zum Leben ausgibt weiß dass Geld Geld ist, jeder der darüber abstimmt wieviel Steuern eingetrieben werden sollen weiß dass Geld nicht Geld ist. Das ist es was alle verrückt macht….
Also bitte, das gilt jetzt für jeden, jeden jeden, bitte, ist Geld Geld….
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Gertrude Stein
Wir müssen über Geld sprechen.
Wir machen uns nichts aus Geld, sagen wir vielleicht. Gleichzeitig ist es natürlich ein Privileg, das überhaupt sagen zu können. Und misst sich nicht unser Wert als Künstler:innen am Geld, das wir verdienen? Verdienen wir es überhaupt, Geld zu verdienen, oder sind wir nicht durch unsere Kunst schon beschenkt genug? Man kann ja direkt neidisch sein auf Leute, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Und dann wollten wir noch fragen:
Wann kümmert sich das Geld eigentlich mal um uns?
Unser Verhältnis zu Geld ist merkwürdig - Mareice Kaiser bringt es auf den Punkt. Die geplanten Kulturkürzungen des Berliner Senats haben es gerade der freien Szene wieder schmerzlich vor Augen gebracht, wie abhängig wir vom Geld sind. Wie verwoben unser ganzes Leben mit dem Haben und Nichthaben und Zählen von Geld ist.
Und auch bei dieser Bewerbung ist der Finanzierungsplan wieder das unangenehme Ding, bei dem man offenlegen muss, welchen Wert wir unserer Arbeit zusprechen wollen. Meinen zu dürfen. Jetzt bloß nicht zu großspurig rüberkommen. Aber auch nicht zu billig.
GELD ist eine etwa halbstündige Musikperformance für fünf Performerinnen und eine Melodica, die assoziierend um die Themen Geld, Kapital, Wert und Schuld kreist. Es sagt einiges aus, dass wir in der geistlichen Musik von Johann Sebastian Bach viele dieser Schlagworte wiederfinden. (Und auch, dass die berühmte Air von Bach sich quasi nahtlos in “Millionär” von den Prinzen einpassen lässt.) Sie verleiht dem vermeintlich so weltlichen Thema eine weitere Dimension. An Geld muss man glauben, sonst funktioniert es nicht.
Die Darsteller:innen kommen mit dem Publikum zu einer merkwürdigen Sitzung zusammen, die zwischen Ratsversammlung, Firmenmeeting, Tribunal und spiritueller Anbetung oszilliert. Goldmünzen werden nach einem undurchsichtigen Plan (Willkür? Gerechtigkeit? Zufall?) verteilt, Papier wird produziert und vernichtet, es wird für Bescheidenheit geworben und Gewinne lautstark gefeiert. Nach einer halben Stunde ist alles wieder vorbei. Einfach so.
Die Performance kommt mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Worten von unter anderem Gertrude Stein, Karl Marx und Dr. Vendana Shiva aus, dafür mit viel Musik von Johann Sebastian Bach, den Prinzen und Regina Spektor, eigens für fünf Stimmen a capella arrangiert von Amélie Saadia und Tim Karweick.
MIT:
Sopran: Hanna Herfurtner
Sopran: Olivia Stahn
Alt: Bernadette Beckermann
Tenor: Tim Karweick
Bass: Felix Schwandtke
Regie und Konzept: Olivia Stahn und Hanna Herfurtner
Arrangements: Tim Karweick und Amélie Saadia (coin)
Musik:
Johann Sebastian Bach:
BWV 168, Nr. 1: Tue Rechnung, Donnerwort
Nr. 3: Herz, zerreiß des Mammons Ketten
Weihnachtsoratorium: Fürchtet Euch nicht
BWV 168, Nr. 5: Kapital und Interessen
BWV 212, Nr. 12: Fünfzig Taler bares Geld
BWV 84, Nr. 3: Ich esse mit Freuden mein weniges Brot
Regina Spektor: Coin
Die Prinzen: Ich wär so gerne Millionär
Texte von Gertrude Stein, Karl Marx, Deborah Dillmann für die Rheinische Post, Natascha Wegelin aka Madame Moneypenny, Dr. Vendana Shiva
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