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der preis ist ei

DER PREIS IST EI

ein Zyklusliederzyklus von und mit The Present

eine Produktion der Neuköllner Oper Berlin

 

Was war zuerst da: Baum oder Samen, Sommer oder Winter, Angebot oder Nachfrage, „Urknall“ oder „Urprall“, die Henne oder das Ei? Wir wissen es auch nicht. Doch um diesen Kreisläufen, dem Zyklus und zyklischen Lebewesen in linearen Systemen auf den Grund zu gehen, reist das Vokalensemble THE PRESENT mit Ihnen nicht nur ins Eierhäuschen im Spreepark, sondern auch durch romantische Liederzyklen, Pop-Klänge und die ewige Wiederkunft verschiedener Fernsehshow-Formate der letzten Jahrzehnte. In jeder Show erleben Sie Begegnungen der etwas „anderen Art“ mit absurden Gästen: Freuen Sie sich auf den begeisterten Jens, der sich auf alles einlässt; auf Lydias Kampf für Menstruationsgerechtigkeit und Katja. Die hat es raus geschafft aus dem ganzen Eiertanz.


In A-Capella-Arrangements treffen die Petshop Boys auf die romantischen Klänge von Herrn und Frau Schumann, Taylor Swift auf das Liedgut von Fanny Hensel und Daft Punk auf die immer noch Neuere Musik Wolfgang Rihms. Und wer sich fragt, was Lisa Stansfield, Camille und auch noch Helge Schneider hier zu suchen haben, findet im Januar die Antwort darauf.

In gewohnt gewitzter Weise rückt THE PRESENT die Zyklen (der Natur) ins Rampenlicht und überlegt musikalisch und spielerisch, wie wir Menschen damit heute umgehen. Erleben Sie Reality TV mit klassischem Konzert-Charakter, suchen Sie die „übermütigste, lebendigste und weltbejahendste“ Version Ihrer selbst! Und rufen Sie mit THE PRESENT (und
Nietzsche) „unersättlich da capo“!

„Ein extrem spannendes Stück Musiktheater (…) Von Bariton bis Sopran ist alles da in diesem wunderbaren Ensemble. Die Stimmen erklingen rein, falten sich im Saal des Eierhäuschens wunderbar nebeneinander auf und fügen sich gleichzeitig zu einem Ganzen. Es ist eine seltene musikalische Energie, die so entsteht und sich bis zum Schluss im Saal konzentriert“
Katja Kollmann, taz

KONZEPT, TEXT, REGIE Olivia Stahn, Hanna Herfurtner 

KOMPOSITION, ARRANGEMENTS, SOUND-DESIGN Amélie Saadia 

BÜHNE & KOSTÜM Lisa Fütterer 

PRODUKTIONSLEITUNG / REGIEASSISTENZ Charlotte Schetelich 

DRAMATURGIE Änne-Marthe Kühn

Webseite der Neuköllner Oper

Aufführungen

Eierhäuschen, Berlin 2025

Kritik zu "Der Preis ist Ei"

 

Das unterbelichtete Ei

Feinstes Musiktheater zeigen das Vokalensemble „The Present“ und die Neuköllner Oper im historischen
Eierhäuschen

Katja Kartoffelsalat sitzt im Fernsehstudio. Das Huhn beschreibt der Moderatorin, wie es nach der Flucht aus der Legebatterie wieder Zugang zu sich selbst gefunden hat. Die Sängerin Olivia Stahn sitzt im bauchigen Hennenkostüm und mit Hahnenkamm-Kopfputz im blutrot eingefärbten Laken-Verhau (Bühne und Kostüm: Lisa Fütterer) und erzählt vom Aussteigen aus dem Eierleg-Hocheffizienz-Turbo hin zu einem entspannten „Ein Ei kommt oder nicht“. Leichtfüßig balanciert sie zwischen Witz und Ernsthaftigkeit, gibt Katja Kartoffelsalat Würde und sensibilisiert einen so für die Lebensbedingungen des Geflügelviehs. Gleichzeitig nimmt man ihre Lebensgeschichte als Metapher für den Optimierungstress der menschlichen Spezies wahr. Und dann spricht das Huhn Kartoffelsalat über das Hobby, dem es sich nun widmen kann: dem romantischen Lied. Olivia Stahn steht auf und wirft sich in voller Hennenmontur in das Lied „Thurm und Flut“, komponiert von Johanna Kinkel, einer wichtigen Protagonistin des Bonner kulturellen Lebens und Vorkämpferin für Frauenrechte im frühen 19. Jahrhundert.


Olivia Stahn ist Mitglied im Vokalensemble „The Present“. Mit Hanna Herfurtner, Amélie Saadia, Tim Karweick und Florian Götz steht sie auf der blutroten Bühne im Treptower Eierhäuschen. Der schmucke Backsteinbau an der Spree war zu DDR-Zeiten ein beliebtes Ausflugslokal, wurde nach der Wende dem Verfall preisgegeben und erfand sich vor kurzer Zeit als „Spreepark Art Space“ neu. Inzwischen ist das ganze Gebäude saniert, und die Neuköllner Oper hat in Kooperation mit „The Present“ den Saal okkupiert.
Die fünf Performer:innen spielen in „Der Preis ist Ei“ verschiedene Fernsehshow-Formate durch, schlüpfen dabei ständig in neue Rollen, sind Host und ins Rampenlicht geholte ZuschauerInnen im Wechsel. Die sechs Kurzshows, die um Selbstoptimierung, Wettbewerb und die öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen kreisen, fokussieren sich auf das Thema Ei in all seinen Facetten. Es beginnt mit einem demütigenden Eierlauf auf einem Bobby Car, dann katapultiert das Trampolin eine bayerische Unternehmerin auf den Bühnen-Catwalk, die jedem ihre fünf blutroten Elexier-Sprühstöße aufzwingen will.

 

Immer wieder tickt die riesige Eieruhr und alle haben längst rote Flecke auf ihrer weißen Kluft, als Olivia, die Aktivistin für Menstruationsgerechtigkeit, die Bühne erklimmt. Beim Thema Ei auch diesen immer noch unterrepräsentierten Themenkomplex zu beleuchten, ist ein großes Verdienst dieser Performance. Denn der Auftritt der Aktivistin ist sehr informativ, bevor sie von der Moderatorin in einen Schlafsack gewickelt und mundtot gemacht wird.


„Der Preis ist Ei“ ist ein extrem spannendes Stück Musiktheater. Von Taylor Swift über Wolfgang Rihm bis Franz Schubert ist alles dabei. In jeder Kurz-Fernseh-Show wird mindestens ein romantisches Kunstlied a capella intoniert. Schuberts „Das Wandern ist des Müllers Lust“ wird textlich auf den Ei-Kontext zugeschnitten. Da kommt Komik ins Spiel. Aber die Genauigkeit beim Gesang bleibt. Von Bariton bis Sopran ist alles da in diesem wunderbaren Ensemble. Die Stimmen erklingen rein, falten sich im Saal des Eierhäuschens wunderbar nebeneinander auf und fügen sich gleichzeitig zu einem Ganzen.

 

Es ist eine seltene musikalische Energie, die so entsteht und sich bis zum Schluss im Saal konzentriert. Da haben alle geflochtene Eierköpfe auf und vereinen sich zu einem sich drehenden,  singenden Klumpen.

Katja Kollmann (Taz, 20. Januar 2025)

Credits Fotos Thomas Koy

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