A theater for the ears
Do., 13. Apr.
|Sharountheater, Wolfsburg
Zeit & Ort
13. Apr. 2023, 19:30
Sharountheater, Wolfsburg, Klieverhagen 50, 38440 Wolfsburg
Informationen
A THEATER FOR THE EARS
Ein Abend ohne Pause für acht Sänger*innen
mit Madrigalen aus Frühbarock und Renaissance, verschränkt mit A-Ronne von Luciano Berio
BESETZUNG
Hanna Herfurtner - Sopran
Olivia Stahn - Sopran
Martha Jordan - Alt
Amélie Saadia - Alt
Robert Sellier - Tenor
Tim Karweik - Tenor
Florian Hille - Bass
Felix Schwandtke - Bass
Scharoun Theater Wolfsburg, Hinterbühne
Klieverhagen 50, 38440 Wolfsburg
Wenn gleich ihr, geehrte Zuschauer, gewohnt seid / Nur tragische Schaustellungen / Oder komische Zurüstungen / In mannigfacher Weise geschmückt zu betrachten / So verschmähet darum nicht / Diese unsere Komödie / ....Wisset aber indes / Dass dies Schauspiel, von dem ich spreche / Nur mit dem Geiste erschaut wird / In den es durchs Ohr, nicht durchs Auge eindringt. / Drum haltet Ruhe / und statt zu sehen, höret nun!
Lelio in Orazio Vecchis L ́Amfiparnaso
Acht Menschen, sieben Sprachen, treffen aufeinander. Sie ringen um Worte. Sie ringen mit Worten. Sie zitieren die Bibel und Goethe, der Faust die Bibel übersetzen lässt. Jemand hat das kommunistische Manifest dabei. Ein anderer Roland Barthes. Eine dritte T.S. Eliot. Sie untersuchen, üben, erforschen, sezieren Worte und Phrasen, bauen sie um und geben ihnen neue Bedeutungen. Es wird gesprochen, geflüstert, gestottert, geliebt, gelehrt, gelacht.
Eine Art Madrigal taucht auf. Später werden barocke Koloraturen exerziert. Es geht um die ganz großen Fragen, die gleichzeitig das Stück gliedern: Was war am Anfang, wo ist die Mitte, was ist das Ende, dennoch ist der Diskurs alles andere als sachlich. Die Stimmung ist affektgeladen und hochemotional.
Ursprünglich für eine Radioübertragung geschrieben, steht A-Ronne in der Tradition des späten Madrigals des 16. Jahrhunderts. Kurz bevor Claudio Monteverdi mit L'Orfeo der Musikgeschichte eine entscheidende neue Wendung gab, waren die mehrstimmigen Madrigale die beliebteste Gattung ihrer Zeit und Spielwiese für ihre Komponisten. Sie erzählen vom Leben der Menschen, vom Lieben, vom Leiden, von Hunger und Lust, komisch, tragisch, ironisch, berührend. In Vecchis Madrigalkomödie L ́Amfiparnaso gibt es noch keine sichtbare Szenerie und keine Solisten, aber dennoch äußerst klar umrissene Comedia dell ́Arte Figuren, von denen jede fünfstimmig liebt, schimpft, intrigiert, spottet.
Ein Abend, der rasant durch Zeiten, Affekte und Sprachen steuert oder um mit Berio zu sprechen:
A theatre for the mind!